Der norwegische Massenmörder Anders Breivik (*1979) beging bekanntlich 2011 als 32-jähriger einen hinterhältigen Bomben-Anschlag in Oslo, dem acht Menschen zum Opfer fielen, und erschoß anschließend auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines Zeltlagers der Jugendorganisation der norwegischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Er wurde deshalb zu 21 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. (Wikipedia)
Der Öffentlichkeit wird er seither als islamfeindlicher „Rechter“ präsentiert. Zum Teil auch als christlicher Fundamentalist, weil Breivik evangelischer Christ war, der sich mit 15 Jahren „aus eigenem Antrieb taufen und konfirmieren“ ließ. Allerdings ist sein Bezug zum Christentum „widersprüchlich“, wie Wikipedia erkennt, denn Breivik habe – nach eigener Aussage – „´nicht zwangsläufig´ eine persönliche Bindung zu Gott und Jesus Christus.“ (Wie kann er dann „Christ“ sein?)
Nach Angaben eines früheren Mitschülers am Osloer Handelsgymnasium soll Breivik „bereits im Alter von 18 Jahren „an rechten oder neonazistischen Kreisen interessiert gewesen“ sein. Laut dem norwegischen „Tagesblatt“ hatte er „schließlich einen gewalttätigen Hass auf Muslime, Immigranten und Multikulturalismus entwickelt“ (Dagbladet vom 23.11.2011, https://www.dagbladet.no/nyheter/hatet-stoltenberg-jugend-og-kalte-gro-landsmorderen/63565438
Insbesondere hinterließ Breivik angeblich ein 1500 Seiten umfassendes „Manifest“, das u.a. ein Sammelsurium konservativer Schlüsseltexte enthält. Deshalb wird er seit 10 Jahren quasi als lebender Beweis für die Notwendigkeit der großflächigen Finanzierung des ´Kampfes gegen rechts´ gehandelt. Die Tat wird also – wie schon die „Nachahmertaten“ in Christchurch, Hanau und Halle, deren Täter ebenfalls umfangreiche „Manifeste“ hinterließen – weltanschaulich betrachtet Christen und/oder der patriotischen ´Rechten´ in die Schuhe geschoben.
Allerdings: Breivik war in den letzten vier Jahren vor seiner Tat, nämlich „ab Februar 2007 bis zum Bekanntwerden seiner Tat“ (2011), Mitglied der Johannisloge St. Olaus der drei Säulen, einer Freimaurerloge des christlichen Norwegischen Freimaurerordens, in der er sogar „den dritten Grad (´Meister´) nach Schwedischem Ritus erreichte“.
wikipedia.org/wiki/Anders_Behring_Breivik#cite_note-30; wikipedia.org/wiki/Grad_(Freimaurerei)#Schwedisches_Lehrsystem
Der Meister des Freimaurerordens ´St. Olaus zu den drei Säulen´, Harald Manheim, sagte seinerzeit zum Dagbladet: „Ich kann bestätigen, dass er [Breivik] Mitglied des Freimaurerordens ist und zu unserer Loge gehört. Ich verstehe es nicht.“ (Dagbladet vom 23.11.2011 a.a.O). Die Großloge von Norwegen gab anschließend eine Stellungnahme durch den Großmeister der Freimaurer Norwegens (Ivar A. Skar) ab:
„(…) In Medienberichten hieß es, der beschuldigte Tatverdächtige sei Mitglied einer norwegischen Freimaurer-Loge. Dazu teilen wir mit: Der mutmaßliche Massenmörder wurde mit sofortiger Wirkung von dieser Loge ausgeschlossen. Was bei diesem Verbrechen den Menschen angetan wurde, ist völlig unvereinbar mit dem, wofür die Freimaurerei steht: Humanismus, Toleranz, Brüderlichkeit. Die Freimaurerei gründet sich auf christlichen und humanistischen Werten. Wer bei uns Mitglied sein will, muss zur Förderung der Nächstenliebe, des Friedens und der Güte der Menschen beitragen wollen.“
https://web.archive.org/web/20111007133103/http://www.3wk.org/aktuelles/attentate-in-norwegen/ (Abruf 16.5.2021)
Wie aber konnte Breivik angesichts einer desaströsen, u.a. von wirtschaftskriminellen Machenschaften überschatteten Biographie – er war schon seit früher Kindheit sozial auffällig und norwegischen Jugendbehörden bekannt – überhaupt Mitglied einer Freimaurer-Loge, ja dort sogar Johannis-„Meister“ werden?
Zum Lebenslauf Breiviks: „Nachforschungen der Polizei ergaben, dass ihm der Verkauf von gefälschten US-amerikanischen Universitätsdiplomen zwischen 2002 und 2006 knapp eine halbe Million Euro einbrachte. Das Geld, das er staatlicher Besteuerung entzog, platzierte er auf Konten in 13 verschiedenen Ländern, u.a. im Baltikum und in der Karibik. Zum Zwecke der Geldwäsche, bei der ihm seine Mutter behilflich war, gründete er eine Firma namens Brentwood Solutions LTD im Steuerparadies Antigua. (…) Bei Aktienspekulationen verlor Breivik einen beträchtlichen Teil seines Vermögens, nach eigenen Angaben 350.000 Kronen.“ (Wikipedia)
Wie kommt so jemand 2007 in eine Freimaurer-Loge?
Zudem: Breivik war auch politisch kein unbeschriebenes Blatt, sondern seit seinem „17./18. Lebensjahr politisch aktiv“: Von 1999 bis 2006 war er Mitglied der rechtspopulistischen Fremskrittspartiet FrP: 2002 leitete Breivik den Jugend-Ortsverband Oslo-West der FrP. Er war sodann bis November 2004 im Vorstand Oslo-West. Das (linke) Tagesblatt sieht die FrP/FpU „im kulturell konservativen + laissez faire kapitalistisch/liberalistischen Lager“. Zitat Breivik: „Ich war in den ersten 6 bis 7 Jahren in der Osloer FrP aktiv und trug zum Erfolg der FrP bei, bevor ich aufhörte.“
Warum verließ Breivik im Jahr 2004 die FrP?
Weil es nun „wichtiger war, politische Doktrinen im Ausland zu entwickeln, v.a. im britischen, deutschen, französischen und amerikanischen“ und zwar „gegen Hassideologien, um die Wiener Schule in Vollzeit vermarkten zu können.“ Breiviks Vater (von dem seine Mutter früh geschieden wurde) war übrigens Diplomat in London und gehörte als Ministerialrat der norwegischen OECD-Delegation in Paris an (Wikipedia).
Breivik war also ein international tätiger Missionar der „Wiener Schule“. Heißt was? Laut Tagesblatt vertritt die Wiener Schule „eine antiislamische Ideologie“. Ihre weiteren Grundwerte seien „Antiautorität“ und „Widerstand gegen alle autoritären Hassideologien, Pro-Israel und Verteidigung der christlichen Kultur.“ Zitat Breivik im Dezember 2009: „Die heutige protestantische Kirche ist ein Witz. Priester in Jeans marschieren für Palästina, Kirchen, die wie minimalistische Einkaufszentren aussehen. Ich bin ein Befürworter einer indirekten kollektiven Bekehrung von der evangelischen Kirche zurück zur katholischen Kirche“ (Dagbladet vom 23.11.2011 a.a.O.).
Breivik war also ein radikaler christlicher Zionist, dessen Christentum allerdings nur vorgetäuscht war (wie dies in manchen Freimaurerkreisen Usus ist), denn Breiviks hatte nach eigener Aussage „´nicht zwangsläufig´ eine persönliche Bindung zu Gott und Jesus Christus“ (s. oben).
Der erwähnte Freimaurer H. Manheim erklärte gegenüber dem Tagesblatt (a.a.O.): „Wir haben ein System, das sicherstellen soll, dass diese Art von Menschen keinen Zugang erhalten. Heute bin ich schockiert, also muss ich mich ans Sekretariat begeben und weiter ermitteln.“
Was Manheim im Zuge seiner Ermittlungen herausgefunden hat, ist nie bekanntgeworden, könnte aber von öffentlichem Interesse sein.