Auf dem Essener Bundesparteitag der AfD am 04./05. Juli 2015 wird auch der Arzt und Philosoph Dr. Wolfgang Gedeon für den Bundesvorstand (stellvertretenden Sprecher) kandidieren. Die sich zur Verhütung von Luckes „Weckruf“-Sekte bildende informelle Koalition um Frauke Petry sollte Dr. Gedeon als Kandidaten auf keinen Fall ignorieren. Es wäre ein Jammer, wenn dessen enorme programmatische Kompetenz der AfD nicht zugute kommen würde! („Wir sollten weiterhin bedenken, dass die Fachausschüsse gemäß Statut nicht den Parteitagen unterstehen, sondern den entsprechenden Vorständen. So entscheidet letztlich der Bundesvorstand, was der Partei auf dem Programmparteitag vorgelegt wird und was nicht.“) Um so wichtiger halte ich daher die Verbreitung seiner programmatischen Thesen, von denen wir alle viel lernen können. Denn hinter den „Thesen“ verbirgt sich ein 16 Seiten langes, großartiges politisches Manifest zur Rettung der Afd, von Deutschland und Europa, in gewisser Hinsicht vielleicht sogar der Welt:
Eine Passage aus den „Nachbemerkungen“ bietet sofort die notwendige Grob-Orientierung als Instantgetränk – eine Orientierung, die den Schriften und Vorträgen des Staatsrechtlers Prof. Schachtschneider wie auch des Soziologen Manfred Kleine-Hartlage entspricht, die von juristischer bzw. politologischer Seite zu ähnlichen Schwerpunkten gelangen.
„Dass die Themen USA / Europa und Zuwanderung / Islam so breiten Raum einnehmen, hat nicht mit subjektiven Präferenzen zu tun, sondern mit der objektiven politischen Situation: An diesen Fragen wird sich das Schicksal Deutschlands und Europas entscheiden. Wenn wir uns hier nicht durchsetzen, brauchen wir uns um die anderen Themen nicht mehr zu kümmern, weil wir dann selbst nichts mehr gestalten können.“
(Dem entsprechen auch die von Pegida & Co. beackerten Schwerpunkte „Islamisierung des Abendlandes“ und „Amerikanisierung des Abendlandes“)
Sodann erlaube ich mir, Dr. Gedeons „ergänzende Erläuterungen“ voranzustellen, weil diese einen komprimierten, gut verständlichen Überblick bieten:
„Ergänzende Erläuterungen zu den Programm-Thesen
Kleckern oder Klotzen – die Gretchenfrage der AfD!
Reichen Detailänderungen im Rahmen der derzeit betriebenen Berliner Politik aus oder brauchen wir eine politische Wende?
Lucke möchte bei der Diskussion bestimmter Themen Denkverbote durchsetzen, z. B. bei der „Systemfrage“, bei der Option eines NATO- oder EU-Austritts usw. Damit höhlt er den Begriff „alternativ“ aus.
Meine Position: In einer politisch ernsten Situation wie heute müssen wir alle Möglichkeiten denken! Was wir davon umsetzen wollen, ist eine andere Frage. Eine authentisch alternative Politik aber verdient nur diesen Namen, wenn sie jetzt einen Paradigmenwechsel anstrebt. Ich will noch einmal dessen wichtigste Kernthemen zuspitzen, um die Unterschiede zur Politik der konventionellen Parteien zu verdeutlichen.
Außenpolitik
Außenpolitisch geht es darum, die Westbindung, wie sie im Kalten Krieg entstanden ist und sinnvoll war, nicht aufzulösen, wohl aber zu lockern und zu relativieren.
Die Aufteilung der NATO in zwei selbständige Blöcke, einen amerikanischen und einen europäischen, und dann gegebenenfalls die Ablösung des einen vom anderen, ist keine Tagesforderung, sondern allenfalls langfristig unter bestimmten Bedingungen eine strategische Option. Heute gilt es erst einmal, die Mitgliedschaft im NATO-Bündnis nicht mehr exklusiv zu handhaben, sondern sich Kooperationen auch mit anderen Staaten, z. B. den BRICS-Staaten, vorzubehalten.
Es ist nicht mehr die Zeit für Sätze wie „Die Westbindung ist und bleibt die Grundlage deutscher Außenpolitik“. Die geopolitische Situation hat sich 1989 sehr grundsätzlich geändert: im Hinblick auf den moralischen Verfall der einzig verbliebenen Supermacht und noch mehr im Hinblick auf die objektive Situation überhaupt. Denn durch das Wegbrechen eines gleichwertigen Gegners konnte die US-Außenpolitik jetzt wesentlich offensiver und aggressiver werden und ist es tatsächlich auch geworden.
Die Containment-Politik des Kalten Kriegs, die noch eine starke defensive Komponente enthielt, gilt nicht mehr. Stattdessen kultivieren die USA eine interventionistische Strategie, die das zivilisatorische Modell der Vereinigten Staaten mit indirekter („Farbrevolutionen“, innenpolitisch inszenierte Putschs à la Maidan) und auch direkter Gewalt (Afghanistan, Irak, Libyen usw.) der restlichen Welt überzustülpen versucht. Wer hier an den Denkschemata des Kalten Kriegs festhält, womöglich mit all seinen moralisierenden Konnotationen (USA = gut, Russland = böse), hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Er untergräbt die deutsche Souveränität, indem er, wie Frau Merkel, die deutschen Interessen weiterhin alternativlos den amerikanischen unterordnet, und betreibt, gerade auch in Europa, nicht Friedens-, sondern Kriegspolitik.
Außenpolitisch spitzt sich das Problem also auf die Frage zu: US-Vasall oder Frieden in Europa?
Europapolitik
Auch europapolitisch muss die Frage der Souveränität in den Vordergrund gestellt werden.
Dies ist nur durch ein intergouvernementales Modell (=„Europa der Vaterländer“) realisierbar, weshalb wir diesen Begriff immer wieder in die Diskussion einbringen müssen!
Das von der EU-Kommission und anderen angestrebte supranationalistische Modell eines europäischen Zentralstaats stellt einen grundsätzlichen Angriff auf die nationale Souveränität der Einzelstaaten dar. Es ist zudem auch ausgesprochen uneuropäisch, denn schon an der Wiege Europas, im antiken Griechenland, waren es selbständige Kleinstaaten, die gerade im heroischen Widerstand gegen eine große Zentralmacht, das damalige Perserreich, ihre Eigenart, ihre Identität bewahren konnten und so eine weitere Entwicklung Europas überhaupt erst ermöglichten.
Durch das auch in der AfD übliche Aufbauschen des Subsidiaritätsproblems vertuscht man das eigentliche Problem, das der Entsouveränisierung, und lenkt von der Frage ab, wie wir diesen EU-Einheitsstaat verhindern können: durch mehr deutsche EU-Kommissare oder durch Drohung mit einem deutschem EU-Austritt?
Wenn sich der supranationalistische, nicht zuletzt gegen Deutschland gerichtete Kurs der EU-Kommission durchsetzt – schauen wir dann wehklagend zu, wie die Reste des deutschen Staates in der EU-Masse verramscht werden? Oder treten wir rechtzeitig nach Art. 50 der EU-Verträge aus der EU aus und gründen eine neue? Das ist die Kernfrage einer alternativen Europapolitik!
Zuwanderungspolitik
Im Kern dieses Problems steht hier die offensive Auseinandersetzung mit der rot-grünen Ideologie. Ihr gemäß sollen die europäischen Nationalstaaten mit ihrer historisch gewachsenen Bevölkerungsstruktur gezielt und im Zeitraffer in multikulturelle Siedlungsgebiete umgewandelt werden.
Machen wir den Menschen klar: Nicht wir müssen uns rechtfertigen, wenn wir unsere deutsch-europäische Identität bewahren und dafür sorgen wollen, dass die Herkunftsdeutschen auch langfristig die Bevölkerungsmehrheit in Deutschland bleiben, sondern die etablierten Parteien, die mit ihrer Politik das zerstören, was von den allermeisten hier lebenden Menschen unter „Europa“ verstanden wird.
Die Zeit ist weit fortgeschritten. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Schon in wenigen Jahren kann der deutsch-europäische Charakter Deutschlands kippen. Um dem zu entgehen, bedarf es einschneidender Maßnahmen: – ein australisches Zuwanderungsmodell inklusive konsequenter Änderung von Gesetzen, die ein solches verhindern. Sollte sich die EU dabei als entscheidendes Hindernis erweisen, wäre dies Grund genug, aus ihr auszutreten.
Zum rot-grünen Ideologieaspekt kommt in der Zuwanderungsfrage noch ein machtpolitischer hinzu: Totale ethnokulturelle Heterogenisierung von Gesellschaften spaltet diese tief und baut erhebliche Konfliktpotenziale auf. Dies ist von diversen, gerade in den USA beheimateten politischen Machtstrategen durchaus gewollt: „Spalte und herrsche!“
Geeinter Widerstand der Gesellschaft soll im Ansatz dadurch verhindert werden, dass sich die verschiedenen Communities der multikulturellen Gesellschaft gegenseitig die Köpfe einschlagen, während diese Leute relativ unbehelligt Staat, Wirtschaft und Finanzen dominieren.
Islamisierung
Beim Thema Islamisierung geht es nicht um vermeintliche Diskriminierung von Muslimen in Europa und auch nicht um Religionsfreiheit, sondern um politischen Islamismus und Kulturimperialismus: Vor allem Ankara und Riad fördern die systematische Unterwanderung Europas und glauben, so eine Machtübernahme des Islam in nicht allzu ferner Zukunft vorbereiten zu können. „Für uns seid ihr nicht Gastarbeiter, sondern die Stärke unserer Nation im Ausland“, ruft Erdogan 14.000 Türken 2015 in Deutschland (!) zu. Mutmaßlich kann die Mehrheit der hier lebenden Türken als Anhänger Erdogans und von der DITIB beeinflusst angesehen werden. Wir stellen also fest:
- Es gibt eine politische Intention (zahlreiche Zitate von Erdogan, Davutoglu und anderen);
- es gibt ein großes ansprechbares Bevölkerungspotenzial in Deutschland (ständig wachsender muslimischer Anteil);
- es gibt eine ausgebaute Organisationsstruktur: vom Religionsministerium in Ankara bis zur DITIB mit ihren 800 Moschee-Gemeinden in Deutschland und es gibt viel, viel Geld für die ganze Bewegung (Saudi Arabien, Emirate).
Der politische Islamismus hat sich eine große Macht in Deutschland aufgebaut, und die deutsche Politik begrüßt diesen gewaltigen Staat im Staate auch noch als positiven Beitrag zur Integration. Es geht nun vor allem darum, in der deutschen Bevölkerung das Bewusstsein für diese politische Gefahr zu schaffen. Dabei sollten wir an dem Unterschied zwischen Islam und Islamismus festhalten. Wenn auch in der Theorie die Übergänge fließend sind: In der Praxis kommt es darauf an, ob jemand seine Religion privat ausübt und sich ansonsten politisch und kulturell in die deutsche Gesellschaft einfügt. Oder ob er sich für Erdogans Politik instrumentalisieren lässt (an entsprechenden Kundgebungen und Demonstrationen teilnimmt) oder selbst Funktionär im Machtapparat der türkischen Regierung (DITIB) ist.
Anti-Totalitarismus oder Kampf gegen Rechts?
Der sog. Kampf gegen Rechts ist eine Taktik des Linksextremismus. Dieser will damit die Gesellschaft in zwei Lager spalten. Die Mitte der Gesellschaft soll wegfallen (Attacken gegen die „reaktionäre Mitte“) und sozusagen durch eine Barrikade ersetzt werden: auf der einen Seite die Guten, die Linken; auf der anderen die Bösen, die Rechten!
Man gibt dabei vor, gegen „Rassismus“ und „Diskriminierung“ zu kämpfen. Tatsächlich aber betreibt man aggressiven Minderheitenlobbyismus und ideologische Einschüchterung der Bevölkerung.
Die sog. Zivilgesellschaft wird so immer mehr zu einer Diktatur der Minderheiten über die Mehrheitsgesellschaft (siehe dazu mein Buch: Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten, Frankfurt 2012).
Das rot-grüne Argumentationsmuster ist – als Beispiel noch einmal die Zuwanderung – vordergründig moralisierend: „Wir nehmen Flüchtlinge auf, wir sind Menschenfreunde, wir sind gut. – Ihr weist die Flüchtlinge ab, ihr seid Menschenfeinde, ihr seid böse.“
Tatsächlich ist rot-grüne Zuwanderungspolitik aber nicht gut, sondern verantwortungslos gegenüber der eigenen Bevölkerung. Sie destabilisiert die inneren Verhältnisse und fördert soziale Unruhen bis hin zum Bürgerkrieg (siehe französische Banlieue); verantwortungslos aber auch gegenüber unzähligen Hilfsbedürftigen in aller Welt. Denn den Ausgewählten, die in Deutschland Aufnahme finden, wird maximale Hilfe zuteil, die aber in ihren Heimatländern bleiben, gehen leer aus: Effizientere, weil wesentlich mehr Menschen erfassende Maßnahmen in den Entwicklungsländern finden nicht mehr statt, weil das Geld schon ausgegeben ist. Deshalb ist die Ethik der Rot-Grünen und ihres Anhangs eine Bauch- und Gefühlsethik, keine Verantwortungsethik: Sie berücksichtigt nicht die weiter reichenden und langfristigen Folgen des eigenen Handelns (siehe dazu Max Weber u.a.). Für uns hat das folgende Konsequenzen:
- Wir dürfen nicht die Kampfbegriffe der rot-grünen Ideologie übernehmen. Vielmehr müssen wir diese als demagogischen Minderheitenlobbyismus brandmarken. Mit der Übernahme der rot-grünen Begriffe gerät man automatisch in die Defensive und kann nur noch verlieren.
- Im Kampf der Worte geht es um die Eroberung der Definitionshoheit. Dabei stellen wir dem Kampf gegen Rechts-Konzept das Antitotalitarismus-Konzept entgegen, wie es jahrzehntelang in der alten Bundesrepublik anerkannt war: die Mitte als Maßstab, die Extreme als Herausforderung und Gefahr.
- Die größere Gefahr heute ist nicht ein neues Drittes Reich, sondern eine neue Groß-DDR, das heißt, die größere politische Gefahr kommt von Links und nicht von Rechts!
- Letztendlich stellen die Rot-Grünen genau die Gefahr dar, vor der sie so eindringlich warnen.
- Sofern eine rechte Gefahr besteht, geht diese vor allem vom politischen Islamismus aus (reaktionärer Traditionalismus).“
Soweit die „ergänzenden Erläuterungen“ des Dr. Gedeon.
Hier der Link zu den ausführlicheren „Thesen“:
http://www.wgmeister.de/wp-content/uploads/2013/04/Gedeon_AfD-Thesen-Programm_Juni_2015.pdf