Postmoderne, Metaethik und Glaubensabfall – zu Peter Sloterdijks These vom Christentum als „gescheitertem Projekt“

Christentum – ein „gescheitertes Projekt“?!
Essay, erschienen in: CRISIS-Journal,
Ausgabe 2/2022 (S. 28 – 33)

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I. Von neuzeitlicher Säkularisierung zum totalen Laizismus

Zentrales Axiom der Moderne ist die Trennung von Staat und Religion bzw. Politik und Religion[1]. Diese führt auch zur „Entkoppelung“ von Recht von Moral und von Religion.[2] Hiermit korrespondiert die juristische Doktrin einer weltanschaulichen und „ethischen Neutralität des Staates“,[3] die jede „Leitkultur“, vor allem die christliche, ablehnt, um niemanden zu „diskriminieren“ (hierzu Teil II). Und einer der „führenden“ Philosophen Europas, Peter Sloterdijk, erklärt sogar das ganze „christliche Projekt“ aus anthropologischer Sicht für „gescheitert“.[4]

„Wiederkehr der Religion“Alle Religion ist in durchaus realen Tatsachen verankert: der unbegreiflichen Existenz an und für sich, ihre zeitliche Begrenztheit und die Ungewißheit eines Seins nach dem Tode. Damit eng zusammenhängend die Frage nach ihrem Sinn: Einem „zufällig“ entstandenen Kosmos und Leben kann schwerlich ein Sinn unterstellt werden, es fehlt dann sprichtwörtlich das Fundament für irgendeine „Moral von der Geschicht´“ (dazu später).

Religion gilt seit Menschengedenken als anthropologische Konstante. Viele Genies hielten sie für das zentrale Thema der Menschheit. Goethe sah im Konflikt zwischen Glaube und Unglaube das Thema der Weltgeschichte, dem alle anderen untergeordnet sind.[5] Auch Nietzsche betrachtete nicht Wirtschaft, sondern „Kultur“ als das „entscheidende Existenzproblem der Moderne“ – weil „für den Menschen die Befriedigung der Sinnfrage noch wichtiger ist, als die Befriedigung seiner materiellen Bedürfnisse“[6] So auch in jüngerer Zeit der US-Politologe Samuel Huntington in seinem Werk „Kampf der Kulturen“. Entgegen Karl Marx bestimmt demnach das Bewußtsein das Sein – nicht umgekehrt. Ideen bestimmen den Lauf der Welt.

„Wenn das, was im utopischen Vorlauf zunächst nur von Wenigen gedacht worden ist – wie die menschliche Gleichheit, die Eamzipation der Frau oder die Verwerflichkeit des Privateigentums an Produktionsmitteln –   erst einmal die Köpfe von Vielen erreicht hat, wird es zu einer realen Macht, der nichts zu widerstehen vermag“, schreibt der Rechtsphilosoph Johann Braun.[7] Zwar sind kurz- und mittelfristig materielle Faktoren entscheidend für den Gang der Geschichte: Wirtschaft und Handel, der Kampf um Bodenschätze und Territorien, ethnische Vorherrschaft et cetera. „Langfristig aber geht es um geistige Grundausrichtungen; um das, was die Menschen von den letzten Dingen denken und erwarten, also um Religionen bzw. (säkular) um Ideologien“ (Wolfgang Gedeon[8]).

Auch der Richter am Bundesverfassungsgericht a. D. Udo di Fabio gelangt in „Kultur der Freiheit“ (2005) zum Schluß: „Auf lange Sicht gilt: Nicht Waffen oder Waren, sondern Ideen und Überzeugungen bestimm den Lauf der Welt“ (S. 260). Zudem: Wer Religion aus der Welt eliminieren will, „überläßt sie zu leicht den Kräften der Unterwelt“ (Paul Badde).[9] Manche beobachten im Zuge eines global unter UN-Ägide vorangetriebenen religiösen Synkretiszismus („Weltethos“) eine ersatzweise, in die Lücke vorstoßende „okkulte Invasion“.[10] Und belegen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts nicht, daß Gottlosigkeit und Menschenfeindlichkeit „schon immer Hand in Hand“ gingen?[11]


“Wir sind keine geheimnisvollen Seelen mehr“

Die gegenwärtige „Rückkehr der Religion“ wurde aber – seit „9/11“ – immer nur vor dem Hintergrund des islamistischen Terrors thematisiert bzw. beklagt. Erst neuerdings tritt ins Bewußtsein, daß eine Gesellschaft ohne Gott auch angesichts technologischer Herausforderungen des Transhumanismus intellektuell unbewaffnet ist. Allenfalls die Weltreligionen dürften noch – neben Nation und klassischer Familie – der letzte „Sand im globalen Getriebe“[12] der „Großen Transformation“ zum schönen, neuen, „klimaneutralen“ und hygienischen, transhumanistisch-technokratischen Welt sein.[13]  In Davos, dem Mekka der Futuristen des Weltwirtschaftsforums, hat diese Zukunft längst begonnen: “Wir sind keine geheimnisvollen Seelen mehr“, sagte Yuval Harari, einer der Vordenker 2020 beim jährlichen Treffen globaler Eliten. „Wir sind jetzt Tiere, die man hacken kann.“[14]

„Große Transformation“: Eliminierung von ´Gott, Familie, Vaterland´

Es läßt sich kaum leugnen, daß die von den aufklärerischen Revolutionen in Gang gesetzte Tendenz zum Laizismus – die politisch-institutionelle Umsetzung gesellschaftlicher Säkularisierung – vor keiner Grenze halt macht: Nach Plänen der Vereinten Nationen (UNO) und der Europäischen Union (EU) soll Darwins Evolutionstheorie künftig schon auf Grundschulen (unkritisch) unterrichtet werden,[15]  um biblische „Irrtümer“ schon bei Kleinkindern auszumerzen. Wenn Kindern heutzutage – politisch korrekt – selbst ethische Vorbilder wie Karl Mays „Winnetou“ ausgetrieben werden sollen, bestätigt das den Befund.

Nach der biblischen Johannes-Offenbarung über die „Endzeit“ steht der Menschheit eine Phase bevor, in der der Antichrist, „das Tier“, die totale Kontrolle erlangen wird.[16] Vordenker des Weltwirtschaftsforums wie Klaus Schwab, Yuval Harari oder Jacques Atali scheinen darauf hinzuarbeiten. Noch deutlicher wird dies bei einem 2020 erschienenen Buch mit dem Titel „Die Zukunft des Homo sapiens.“ Hier fordert ein italienischer Hochgradfreimaurer, Großmeister des neuen Illuminatenordens, explizit Atheismus und eine diktatorische Weltregierung nach chinesischem Modell unter dem „Gott-Einen“ – unterstützt vom „Rat der Weisen, vorzugsweise Illuminaten.“[17] Manch kryptische Verlautbarung von Weltführern wird nun verständlicher:


„Wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch
auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit“ (Angela Merkel, Rede zur 60-Jahr-Feier der CDU am 16. Juni 2005).[18]

Auch Jean-Claude Junckers Spruch als Chef der ´Euro-Gruppe´: „Wenn es kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“[19] Die „Große Transformation“ bezweckt den Abschied sowohl von Christentum, als auch von demokratischer Selbstbestimmung der Völker. Selbst das Schicksal der Familie, die einst als „anthropologische Konstante“ und „Keimzelle der Gesellschaft“ galt, ist ungewiß. Zur Jahrtausendwende formulierte Peter Sloterdijk die schon bei Plato auftauchende, aber bislang „unerhörte“ Epochenfrage an der Schwelle zu Huxleys „schönen neuen Welt“:

Ob aber die langfristige Entwicklung auch zu einer genetischen Reform der Gattungseigenschaften [des Menschen] führen wird – ob eine künftige Anthropotechnologie bis zu einer expliziten Merkmalsplanung vordringt; ob die Menschheit gattungsweit eine Umstellung vom Geburtenfatalismus zur optionalen Geburt und zur pränatalen Selektion wird vollziehen können – dies sind Fragen, in denen sich, wie auch immer verschwommen und nicht geheuer, der evolutionäre Horizont vor uns zu lichten beginnt.“[20]

Nachdem „Gott tot“ ist (Nietzsche), könnte es also durchaus sein, daß der Säkularisierungs-Prozeß, der als objektiver im Hochmittelalter begann, bis zum letzten Schritt ad absurdum geführt wird – was die „Abschaffung des Menschen“ bedeutete, vor der der christliche Literaturwissenschaftler C.S. Lewis gewarnt hatte.[21]

Sloterdijk hält nicht nur das christliche Projekt für „gescheitert“, sondern auch das moralphilosophische Projekt der Aufklärung. Er teilt Heideggers – nach Weltkrieg und Holocaust entstandene – tiefe Skepsis am „Humanismus“, läßt aber offen, wo der ethische Maßstab für den „Menschenpark“ herzunehmen ist, wenn nicht aus biblischem Fundus. Jahrtausendealte Debatten um die unantastbare Menschenwürde werden in dem Moment obsolet, wo der Mensch als Gattungswesen selbst zur Frage erhoben und seine kategoriale Differenz zu Tier und Maschine bestritten wird – sei es aus evolutionstheoretischen Erwägungen, sei es, um ihn wegen seiner „unbezähmbar“ „barbarisch“-kriegerischen Natur einer nunmehr eugenischen Endlösung zuzuführen.

 

„Biopolitik“: Revival des Sozialdarwinismus?

Unüberhörbar rücken auch die schon vom Ökonomen Malthus (†1834) als Teufel an die Wand gemalten demographischen „Herausforderungen“ wieder stärker in den Vordergrund: Einerseits bedrohliche „Überbevölkerung“ und weltweite Verlängerung der Lebenserwartung, anderseits Geburtenarmut der Industrienationen, was – vor allem in kombinierter Wirkung – die Renten- und Sozialsysteme belastet. „Bioethisch“ salonfähig werden nun utilitaristische Ideen. Etwa, genetisch suboptimale Kinder „spät“- oder gar (wenn es nach Prof. Peter Singer geht) „postnatal“ bis zum neunten Lebensjahr „abzutreiben“, gebrechlich gewordenen Alten die schmerzfreie Euthanasie schmackhaft zu machen, und den weltweit massenhaft „nutzlosen Essern“ mit negativer Kosten-Nutzen-Bilanz (von denen WEF-Vordenker Yuval Harari spricht), den staatlich und geschäftsmäßig geförderten Selbstmord[22] als Kassenleistung.

„The Benefits of World Hunger“

Die UNO denkt mittlerweile in einem UN-Papier vom November 2021 über die „Vorteile des Welthungers“ nach. „In einem 2009 von den Vereinten Nationen veröffentlichten Meinungsartikel [„The Benifits of World Hunger“], der inzwischen von ihrer Website entfernt wurde, wird der Hunger (…) als Mittel zur Ankurbelung der Weltwirtschaft angepriesen. Der Hunger muss aufrechterhalten werden, um die Arbeitskräfte auszubeuten, argumentiert George Kent, Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Hawaii, der das UN-Papier verfasst hat. „Manchmal sprechen wir über den Hunger in der Welt, als wäre er eine Geißel, die wir alle beseitigt sehen wollen, und vergleichen ihn mit der Pest oder AIDS. Aber diese naive Sichtweise verhindert, dass wir verstehen, was Hunger verursacht und aufrechterhält. Hunger hat für viele Menschen einen großen positiven Wert“, sagt Kent. „Sie ist sogar von grundlegender Bedeutung für das Funktionieren der Weltwirtschaft. Hungrige Menschen sind die produktivsten Menschen, vor allem dort, wo Arbeitskräfte gebraucht werden“. Ohne die Bedrohung durch den Hunger würden wichtige niedrig bezahlte Arbeitsplätze frei werden, es würde ein Arbeitskräftemangel entstehen und die Weltwirtschaft würde aufhören zu existieren, meint Kent.[23] Insgesamt scheinen die Zeichen für eine Renaissance des seit nationalsozialistischer Herrschaft verfemten Sozialdarwinismus so ´gut´ wie nie zu stehen.[24]


Ungarns Abweichen vom „Sonderweg“ des Westens

Bei einem weltbewegenden öffentlichen Disput zwischen Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., und dem linksliberalen Philosophen Jürgen Habermas (München 2004) warfen beide übereinstimmend die Frage auf, ob nicht die rationalistische „europäische Säkularisierung ein Sonderweg“ sei, „der einer Korrektur bedürfe“.[25] In diesen kulturphilosophischen Debatten, die bis nach Indien und Fernost ausgriffen, tauchten osteuropäische Nationen oder Russland noch nicht auf. Jetzt, nach der EU-Osterweiterung, scheint dies überfällig. Besondere Ungarn verließ mit seiner neuen, nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion möglich gewordenen Verfassung den westlichen „Sonderweg“: Während die EU-Verträge weder in ihrer Präambel, noch in den deklarierten „Werten“ (Artikel 2 EU-Vertrag) irgendeinen Bezug auf eine „Verantwortung vor Gott“ (so immerhin noch die deutsche Grundgesetz-Präambel[26]) herstellt, besinnt sich Ungarn auf das „christliche Europa“ als identitätsstiftende Kraft für eine „seelisch-geistige Erneuerung“ und betont dessen „Rolle bei der Erhaltung der Nation“. Seine Verfassung stellt angesichts des um sich greifenden Nihilismus „zum ersten Mal die Dominanz liberaler Ideen infrage“ und [setzt] sich mit den grundlegenden Problemen unserer Zivilisation auseinander, indem sie liberale Errungenschaften mit Traditionen aus Geschichte und Naturrecht zu verbinden sucht“.[27]

Sichtweise der russisch-orthodoxen Kirche

Auch die russisch-orthodoxe Kirche beklagt Schattenseiten des Säkularismus. In ihrer „Sozialdoktrin“ sieht sie, daß „das gegenwärtige internationale Rechtssystem“ auf dem Vorrang irdischer Interessen vor „religiösen Werten“ beruht. Sie kritisiert, daß dieser Vorrang zu „offener Konfrontation mit dem Glauben und der Kirche“ mißbraucht wird – „mit dem Ziel, sie aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen“. Demgegenüber ist die orthodoxe Kirche bemüht, „christliche Werte“ im Prozeß der Entscheidungsfindung bei essentiellen öffentlichen Angelegenheiten auf nationaler und internationaler Ebene geltend zu machen. Sie erstrebt die „Anerkennung der Legitimität der religiösen Weltanschauung als „Basis“ von Politik und „wesentlicher Faktor“ für die „Entwicklung (…) des Völkerrechts und der Tätigkeit internationaler Organisationen.“[28] Dies entspricht einem Petitum des französischen katholischen Philosophen Jacques Maritain, der einer der maßgeblichen Autoren der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (AEMR) von 1948 war: Maritain hielt diese universalrechtliche Grundlegung – wenig bekannt – für suboptimal und nur vorläufig geeignet. Er hoffte auf eine spätere „dichtere“ und dezidiert christliche Menschenrechtserklärung – gedacht für eine künftige christliche ´Welt-Leitkultur´-, wozu es freilich nicht kam.[29]

Diese Position stellte weder das Gewaltmonopol, noch die Alleinzuständigkeit des Staates für notwendige Freiheitseinschränkungen in Frage, und schon gar nicht das Gebot friedlicher Toleranz. Sie steht mitten zwischen „liberalem Verfassungsverständnis“ einerseits und der „Alternativen Menschenrechtserklärung“ der islamischen Staaten anderseits, die Menschenrechte nur im Rahmen des Rechts der Scharia anerkennen. Insofern handelt sich um eine ausbalancierende Position.

Was ist eigentlich „Säkularisierung“ (und wo muss sie Halt machen)?

Allgemein wird unter Säkularisierung jene Trennung von weltlicher und geistiger Sphäre verstanden, die schon Jesus – vom Grundsatz her – akzeptierte: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ (Matth. 22, 21).[30] Jedoch zeigt sich spätestens seit den aufklärerischen Revolutionen eine Eigendynamik des Säkularisierungsprozeßes, die zu dem Versuch führte, Moral und Recht von ihren metaphysischen Entstehungsgrundlagen abzukoppeln. Die damit aufgeworfenen philosophischen bzw. metaethischen Probleme sind bis heute ungeklärt. Sie schlagen sich in gesellschaftlichen Verwerfungen nieder, die in einer multikulturell vernetzten Welt massiver werden, in der „da, wo Gott war, nun Markt sein soll“ (Richard David Precht).

Metaethik: Steht und fällt alle Ethik mit Gott?

Bis heute wurde kein überzeugender Ersatz für die traditionelle „ontologische Wahrheitstheorie“[31] der mittelalterlichen Scholastik gefunden, die von einer – auch vom Menschen erkennbaren – objektiven Moral ausgeht. Selbst das deutsche Grundgesetz erinnert die Politik noch an eine „Verantwortung vor Gott“, und die Bayrische Landesverfassung will Schüler zur „Ehrfurcht vor Gott“ erzogen wissen. Hier schimmert noch die Intuition durch, daß alle Ethik[32] aus der religiösen Sphäre kommt. Auch wenn dies „aufgeklärten“ Zeitgenossen kaum noch bewußt ist. Viele widersprechen dem vehement unter Verweis auf eine rein säkulare Ethik – vor allem auf Kants kategorischen Imperativ:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du (…) wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“[33]

Der kategorische Imperativ Kants, die quasi-mathematische Universal-Formel der „praktischen Vernunft“, läßt die Frage nach dem theoretischen Urgrund allen Sollens (´woher´) agnostisch-nonchalant offen. Die Aufklärer der französischen und amerikanischen Revolution (und in der Folge der deutsche Idealismus) hielten Menschenrechte nämlich für „selbstevident“. Jedoch tritt in Zeiten von Globalisierung und ´Multikulti´ die fatale inhaltliche Beliebigkeit verallgemeinbarer Handlungs-„Maximen“ zutage: Im Grunde kann sich selbst ein Terrorist auf Kants moralischen Imperativ berufen, der die islamische Scharia – oder stalinistischen Kommunismus oder radikalen Umweltschutz – als Maxime zum „allgemeinen Gesetz“ erheben will.[34] Selbst der Judenmörder Adolf Eichmann berief sich im Jerusalemer Gerichtsprozeß auf den kategorischen Imperativ (wie Hannah Arendt berichtete). Kants Imperativ bietet somit keine zureichende moralische Orientierung – schon gar nicht für die Menschenzüchter, die Sloterdijk am Horizont sieht.[35]

Dostojewski warnte: „Ohne Gott ist alles erlaubt“[36]. Auch der späte Ernst Jünger wandte sich vom heroischen Nihilismus der Zwischenkriegszeit ab und erkannte: „Ohne die Kirchen wären wir vielleicht längst beim Kannibalismus gelandet“.[37] Selbst die Vordenker der Frankfurter Schule, Horkheimer/Adorno, beklagten in ihrer „Dialektik der Aufklärung“[38] „die Unmöglichkeit, aus der Vernunft ein grundsätzliches Argument gegen den Mord vorzubringen“[39]oder gegen die Folter.[40]

 

Laut Shakespeares Hamlet ist „an sich nichts weder gut noch böse: das Denken macht es erst dazu“ (2. Aufzug, 2. Szene). Der Hochgrad-Freimaurer Wolfgang Stark (†2023) erklärte im Interview, das Böse sei nur eine „neutrale Kraft“, die verstanden werden wolle.[41] Auch Goethe lotet diese gnostisch-esoterischen „Erkenntnis“ aus, wenn er im „Faust“ den Mephisto sagen läßt:

„[Ich bin] ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, Mein eigentliches Element.“[42]

Nun zeigt sich in der Spätmoderne, daß im Grunde gar kein Tabu mehr schlüssig begründen kann, weder Mord, noch satanisch-ritueller Kindesmißbrauch[43] und Menschenhandel – noch Kannibalismus.[44] Tatsächlich hat sich in Las Vegas (USA) der „Cannibal Club“ „auf die Zubereitung von Menschenfleisch spezialisiert“ – für  „den raffinierten Gaumen der kulturellen Elite (…), bekannte Filmemacher, Intellektuelle und Prominente, die sich die Ideale der Aufklärung, der freien Meinungsäußerung und des Rationalismus zu eigen gemacht haben (…)  als natürlichen und unvermeidlichen Ausdruck des ungezügelten menschlichen Geistes.“[45] Der ungezügelte, gottlos gewordene Geist ist es auch, der dem genmanipulierenden oder nanotechnologischen Transhumanismus nichts mehr entgegenzusetzen weiß. Warum soll der homo sapiens nicht vier Beine haben oder zum Cyborg werden?

Gilt das „Naturrecht“ universell?

Papst Benedikt XVI. betonte im Disput mit Jürgen Habermas, daß das westlich- individualistische Verständnis der Menschenwürde keineswegs für alle „vernünftigen“ Völker „selbstevident“ sei. Er verwies nicht nur auf islamische Staaten, sondern auch auf den Kollektivismus des konfuzianischen China.[46] C.S. Lewis wiederum belegt mit historischen Zitaten die universelle Geltung des ´Guten, Wahren und Schönen´ bei allen hochstehenden Völkern. Er nennt das, was „was allen gemeinsam ist“, „Tao“: „die Lehre von einem objektiven Wert, der Glaube, daß gewissen Haltungen, bezogen auf das Wesen des Alls und auf das, was wir selber sind, wirklich wahr sind und andere wirklich falsch“.[47] Zum Tao gehört auch die Vorgängerin des kategorischen Imperativs: die bodenständigere, aber ebenso formale „Goldene Regel“ („Was Du nicht willst, das man dir tu …“). Anders aber als der Imperativ war sie stillschweigend eingerahmt von einem Konsens zeitloser Werte, dessen Essenz möglicherweise interkulturell-universal verstanden – aber ohne Götter nicht rational begründet werden kann. Sie kommen allesamt aus dem sakralen Raum des „Kultes“.

Die große ethische Revolution allerdings wurde von Jesus initiiert: Der Wandel von archaisch-natürlicher Binnen- und Stammesmoral – relativiert durch Gebote begrenzter „Gastfreundschaft“ – zur christlichen „Feindesliebe“, die Fremde und Andersgläubige grundsätzlich einschloß, wenn auch – übersehen von Zuwanderungseuphorikern – abgestuft durch die verantwortungsethische Vernunft einer „ordo amoris“ der Kirchenväter, die der Liebe zu „Nächsten“ und Glaubensgenossen Vorrang einräumte.

Säkularisierung aus historischer Sicht

Bis heute kontrovers diskutiert wird ein Aufsatz des Verfassungsrichters E. W. Böckenförde aus den 1970er Jahren über „die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation“.[48] Böckenförde beschreibt die historische Genese des modernen Staates als schrittweise „Ablösung“ der antiken und mittelalterlichen Ordnung von „geistig-religiöser Bestimmung“ und „Observanz“, was zur Trennung von Staat und Kirche bzw. zur „Entkoppelung von Recht und Religion“[49] führte. Stationen waren v.a. der Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst (wer ernennt die bischöflichen Landesherren? Ergebnis: der demütigende Gang des Kaisers nach Canossa), und die Glaubensspaltung durch den protestantischen Reformer Martin Luther,[50] die mitursächlich für die Konfessionskriege wurde. Vorangegangen war das teils theologisch (der „Bilderstreit“ um die Zulässigkeit der Ikonenverehrung), teils machtpolitisch entstandene Schisma zwischen Rom und Byzanz,[51] das Europa „in die lateinische Christenheit des Westens und die griechische des Ostens“ spaltete.  „Eine Tatsache von brisanter Fernwirkung“, wie der Historiker Padberg 2006 schreibt – prophetisch mit Blick auf den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine.[52]

Säkularisierung i. S. einer „Entlassung aus kirchlich-geistlicher Observanz“ war in Anbetracht der historischen Lage unumgänglich für Bürgerfrieden in einer sich – jedenfalls in Westeuropa – pluralistisch auffächernden religiösen Welt. Es brauchte den Staat als neutralen Schiedsrichter. Grundlage war ein fiktiver „Gesellschaftsvertrag“, der zunächst nur „Unterwerfungsvertrag“ war, der den Herrscher grenzenlos „ermächtigte“[53] – so Thomas Hobbes´ Konzept eines „Leviathan“, der sogar über Glaubensfragen ein letztes Machtwort sprach, um den „Kampf aller gegen aller“ zu unterbinden.[54] Die schon seit Augustinus bekannte Vorstellung, daß es auch staatliches Unrecht geben kann, wurde erst durch Kant wiederbelebt, aber auf neue Füße gestellt: Nun wurde die Willkür des Leviathan durch Menschenrechte (nicht zuletzt Religionsfreiheit) eingehegt und der Kampf um die Wahrheit in „letzten Fragen“ zunehmend aus Öffentlichkeit und Schule ins Privatleben der Menschen abgedrängt.

Die Theologie reagierte, indem sie von der (wegen der bei kompromißloser Wahrheitssuche entstandenen Intoleranz) „gescheiterten“ Dogmatik zur primär ethischen Fundierung des Glaubens wechselte: Jesus ist Liebe. Punkt.[55] Dies öffnete das Tor zum gemischten „Weltethos“ (Hans Küng), der christlicher Wahrheit nicht mehr verpflichtet ist. Im „Zeitalter des Wassermannes“ brach sich nun ein spiritueller Jahrmarkt Bahn, von der Glorifizierung des Dalai Lama bis zu „Patcha Mama“-Hokuspokus bei päpstlichen Zeremonien – flankiert vom deutschen „Synodalen Weg“ Richtung innerkirchlicher Demokratie.

Böckenförde schließt mit seiner berühmten Quintessenz: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ – vor allem Gemeinsinn und „ethische Homogenität“ der Bürger. Dies sei „das große Wagnis“, daß der Staat „um der Freiheit willen, eingegangen ist.“ Mittlerweile sichten Schönwetter-Kapitäne den „Ernstfall“. Und die Roulettekugel rollt noch. (Fort. Teil II.)

 

II. „Ethische Neutralität“ des Staates vs. tolerante „Leitkultur“

Nach liberalem Verfassungsverständnis gilt das Gebot der religiösen und „ethischen Neutralität des Staates“.[56] [57] Demzufolge bleibt dem Staat lediglich die Wahl zwischen rigorosem Laizismus einerseits und einem allintegrierenden, äquidistanzierten Modell andererseits (etwa in der Schule, wenn es um Kopftuch und andere religiös konnotierte Kleidungsstücke und Symbole geht). Tertium non datur. Denn alle Religionen müssen strikt gleichberechtigt sein.[58] Jede sichtbare „Identifikation“ des Staates mit dem christlichem Glauben sei daher gleichheits-, also verfassungswidrig, weil das Andersgläubige und Atheisten diskriminiere bzw. deren „negative Religionsfreiheit“ verletze[59]: So entschied 1995 das Bundesverfassungsgericht, daß in deutschen Schulen kein Schulkreuz hängen dürfe.

Auch eine „Leitkultur“ („Toleranzmodell“) ist menschenrechtskonform

Daß das keineswegs juristisch zwingend ist, zeigte eine spätere Entscheidung des Europäischen Gerichthofs für Menschenrechte zum Schulkreuz in italienischen Schulen: Jedenfalls Religionsfreiheit im Sinne der Europäischen Menschenrechtskonvention (Art. 9 EMRK) läßt den Staaten eine Wahl zwischen strikter Neutralität und einem weniger strengen, bloßen „Toleranz-Modell“, das „geringfügige“ Ungleichbehandlungen von Minderheiten-Religionen zuläßt.[60]

Vor der Schulkreuz-Entscheidung wurde die stabilisierende, gemeinwohldienliche Funktion christlicher Organisationen hervorgehoben.[61] Zudem konnte die Neutralität des Staates dem Christentum wenig Abbruch tun, solange die proportional-„paritätische“, an Mehrheiten orientierte Gleichbehandlung der Religionen (besonders an Schulen) zu einem faktischen Privileg führte. Erst mit Glaubensabfall, Geburtenarmut und zuwanderungsbedingter Islamisierung wird das Böckenförde-„Wagnis um der Freiheit willen“ in seiner gesamten Tragweite sichtbar.

Vor dem Hintergrund islamistischen Terrors und „Ehrenmorden“ beklagte der Völkerrechtler Karl Doehring die „feige Neutralität“ des Staates.[62] Bei Licht betrachtet können nicht alle Religionen „gleichberechtigt“ behandelt werden, soweit sie einander widersprechende Auffassungen von Menschenwürde und Menschenrechten haben. V. a. im Strafrecht, z.B. bei Tötungsdelikten, wird das deutlich, wenn der Richter nach Beweggründen fragt: ´Was haben Sie sich dabei gedacht?´ Der Theologe Wolfhart Pannenberg (†2014) hielt die liberale „Illusion“ religiöser Neutralität für „bewußte Heuchelei“[63] und „die Hauptschwäche des modernen demokratischen Verfassungsstaates“[64]. „Und meine Ausführungen zielen auf die Frage, ob es nicht notwendig ist, diese Grundentscheidung zu revidieren.“[65]

Verfassungsrichter Böckenförde schwenkt um

2009 las Böckenförde die Dissertation eines Islamwissenschaftlers mit „perfekter Kenntnis des Arabischen“, der den Koran analysiert und auf seine Vereinbarkeit mit der Demokratie prüft. Nun kann sich Böckenförde der Einsicht nicht mehr verschließen, dass „der Staat dafür Sorge zu tragen [hat], dass (…) die Angehörigen des Islams durch geeignete Maßnahmen im Bereich von Freizügigkeit und Migration (…) in ihrer Minderheitenposition verbleiben, ihnen mithin der Weg verlegt ist, über die Ausnutzung demokratischer politischer Möglichkeiten seine auf Offenheit angelegte Ordnung von innen her aufzurollen. Darin liegt nicht mehr als seine Selbstverteidigung, die der freiheitliche Verfassungsstaat sich schuldig ist.“[66]

Dilemma westlicher Werte

Globalisierung, interkontinentale Massenmigration und digitale Vernetzung der Welt lassen bei vordergründiger Betrachtung das Prinzip der „Neutralität des Staates“ – gerade auch in seiner laizistischen Variante – erst recht vonnöten erscheinen, um der interkulturellen Konflikte noch Herr werden zu können. Jedoch steuern wir im Zuge der Säkularisierung aus christlicher „Observanz“ Entlassenen nun sogar auf die Verschmelzung von Mensch und Maschine zu, wie Yuval Harari in aller Deutlichkeit erklärt.[67] Eine beklemmende Vision dieser posthumanen Dystopie findet sich im 1989 erschienenen Roman „Midnight“ des US-amerikanischen Bestseller-Autors Dean Koontz. Genre: „Horror-Literatur“.[68]  (Forts. Teil III)

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[1] Kritisch: Wolfgang Gedeon, Christlich-europäische Leitkultur, R.G. Fischer 2009, Band I, S. 17/18 und passim; auch der christlich-orthodoxe, russische Philosoph Alexander Dugin („Manifest“), in: Das große Erwachen gegen den Great Reset, 2021, (https://katehon.com/de/article/manifest-des-great-awakening-gegen-den-great-reset).

[2] Hasso Hoffmann, Recht, Politik und Religion, JZ 2003, 377 f. / 383.

[3] Grundlegend: Stefan Huster, Die ethische Neutralität des Staates. Eine liberale Interpretation der Verfassung. Mohr Siebeck (2002), 2. Aufl. 2017

[4] https://rp-online.de/panorama/religion/peter-sloterdijk-das-christentum-ein-gescheitertes-projekt_aid-70725571

[5] J. W. Goethe, West-östlicher Diwan, Anhang, zit. nach Wolfgang Gedeon a.a.O., S. 20.

[6] G. Rohrmoser, Deutschlands Tragödie, Der geistige Weg in den Nationalsozialismus (2002), S. 164 bzw. 207.

[7] J. Braun, Einführung in die Rechtsphilosophie, 2. Aufl. 2011, S. 85.

[8] W. Gedeon, Der grüne Kommunismus (R.G. Fischer, 2012), S. 187.

[9]   Paul Badde, Vorwort zu Michael Hesemann, Hitlers Religion, S. 11.

[10] Dave Hunt, Die okkulte Invasion. Die unterschwellige Verführung von Welt und Christenheit (CLV 1998/2012).

[11] Gerhard Kardinal Müller, in: G. Müller/ L.Rilinger, Der Souverän der Kirche ist Gott, S. 307.

[12] Martin Lichtmesz, Kann nur noch ein Gott uns retten? Antaios 2014 (Der Titel spielt auf ein denkwürdiges Spiegel-Interview mit dem Philosophen Martin Heidegger an, der diese Frage – ratlos – aufwarf).

[13] „Religiöse Selbstbeschränkung stünde dem Fortschritt im Wege“ ( L.Rilinger, in: Müller/Rillinger a.a.O., S. 297).

[14] Zit. n. M. Lichtmesz, 09.03.2022, Sezession.de/65554/dugins-das-grosse-erwachen-gegen-den-great-reset-2

[15] Evolution in Primary School – Teaching Materials (http://www.scientix.eu/resources/details?resourceId=16634); Das Evokids-Lehrmaterial [https://evokids.de/] für den Evolutionsunterricht an Grundschulen ist in das „Scientix“-Programm der EU-Kommission aufgenommen worden. Ab sofort können (…) Lehrer kostenfreie Übersetzungen des Unterrichtsmaterials in alle europäischen Sprachen anfordern. „Damit sind wir dem ambitionierten Ziel, den Evolutionsunterricht nicht nur an deutschen, sondern auch an internationalen Schulen zu etablieren, ein Stück näher gekommen“ [Dittmar Graf, Leiter des Evokids-Projekts (Institut für Biologie-Didaktik Gießen) und Michael Schmidt-Salomon (Giordano-Bruno-Stiftung).] „Dass das Evokids-Unterrichtsmaterial, welches inzwischen bereits in vielen deutschen Schulen eingesetzt wird, nun auch in das Scientix-Programm der EU aufgenommen wurde, unterstütze den Trend, „dass auch von internationalen Didaktikern zunehmend erkannt wird, wie wichtig eine frühzeitige Vermittlung der Evolutionstheorie für die intellektuelle Entwicklung der Schüler/innen ist“ (https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/internationalisierung-des-evokids-projekts, 30.1.2018).

[16] Offb. 13,7 (s. hierzu im Internet zugängliche Vorträge des Schweizer Theologen und Archäologen Roger Liebi).

[17] https://katholisches.info/2021/07/13/die-zukunft-des-neuen-menschen-die-herrschaft-des-gott-einen/; https:// report24.news/hochgrad-freimaurer-veroeffentlichte-zeitgleich-mit-schwab-buch-zum-great-reset/;

[18] Handelsblatt, 16.6.2005: „Merkel sagte, Deutschland habe keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft für alle Ewigkeit.“ [http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/60-jahre-cdu-merkel-reform-mit-politik-ohne-angst/2514044.html] Während die ´westliche Wertegemeinschaft´ überall auf der Welt mit militärischen oder subversiven Methoden für „Demokratie“ sorgt, bestreitet Merkel einen Rechtsanspruch der Deutschen auf Demokratie!

[19] Zit. nach: Spiegel.de, 27.12.1999

[20] P. Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark, Ein Antwortschreiben zum Brief über den Humanismus, Vortrag beim internat. Symposion „Jenseits des Seins – Exodus from Being, Philosophie nach Heidegger“ im Rahmen der Schloss Elmau Symposion zur Philosophie am Ende des Jahrhunderts, in Zusammenarbeit mit dem van Leer Institut und dem Franz Rosenzweig Center, Jerusalem, 16.-20. Juli 1999 auf Schloss Elmau/Obb.,  https://homepage.univie.ac.at/henning.schluss/seminare/023bildung_und_genetik/texte/01sloterdijk.htm (Abruf 20.08.2022/ Hervorhebungen nur hier).

[21] Clive Staples Lewis, Die Abschaffung des Menschen (1943), 8. Aufl. 2015.

[22] Hierzu http://heumanns-brille.de/langlebigkeits-risiko-und-recht-auf-selbstbestimmtes-sterben/ (28.02.2020)

[23] https://indexexpurgatorius.mx/2022/07/12/27606/ (22.07.2022)

[24] In Coronazeiten gilt die atheistisch-kollektivistische Effizienz asiatischer Staaten als Vorbild für Europa. „Ethisch“ gut ist, was „dem größten Glück der größtmöglichen Zahl“ nützt, sagt der Utilitarismus. In China leben 1,4

Milliarden Menschen. Umfangreiche Kollateralschäden und viele Einzelschicksale werden billigend in Kauf genommen, wie wochenlange, mit brutaler Gewalt durchgesetzte Lockdowns in Städten wie Shanghai zeigen.

[25] Habermas/ Ratzinger, Dialektik der Säkularisierung, Herder 2005, S. 27/28 bzw. 54.

[26] In der jur. Literatur wird bestritten, daß 1949 bei der Gründung der BRD mit „Gott“ allein der christlich-jüdische Gott angerufen wurde. Bzw.: Sind nicht bei enthistorisierter, objektiver Auslegung ebenso gut Allah, Manitou, hinduistische oder Voodoo-Götter gemeint? Bei Licht betrachtet verweist die Präambel jedoch auf die biblische, also „endgerichtliche“ Verantwortung vor Gott (Arnd Uhle, Unser Lebenselixier, Ursprung und Zukunft des freiheitlichen Verfassungsstaates und der westlichen Moderne: Das Christentum, Faz.net, 23.12.2015),

[27] András Lánczi, Auf dem Weg zu einer neuen europäischen Verfassung und Identität, in: David Engels (Hg.), Renovatio Europae (2019), S. 45 ff./47 [Hervorhebung nur hier].

[28] file:///C:/Users/Alexa/AppData/Local/Microsoft/Windows/INetCache/Content.Outlook/FMVA7WNV/sozialdoktrin-der-rok%20(00000003).pdf (S. 102, S. 11).

[29] Phillipp Saure, Christliches Naturrecht in der pluralistischen Moderne, Jacques Maritains Kritik der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (2017).

[30] Obzwar man – im Essentiellen – „Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“ (Apg 5, 29).

[31] J. Braun, Rechtsphilosophie im 20. Jahrhundert (2001), S. 257, i. H. auf Habermas Werk „Faktizität und Geltung“.

[32] „Ethik“ = systematische Beschäftigung mit Moral

[33] Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421.

[34] Manfred Kleine-Hartlage, Die liberale Gesellschaft und ihr Ende (2013), S.35.

[35] Gleiches gilt für die Diskursethik von Habermas, sowie die Gerechtigkeitstheorie von John Rawls, bei der fiktiven Verfassungsgebern ein „Schleier des Nichtwissens“ betr. ihre persönlichen Lage die Parteilichkeit nehmen soll.

[36] Dostojewski, zit. nach: Studiengemeinschaft www.wort-und-wissen.org, „Info“-Heft 2 Nr. 139, Juni 2022, S. 3.

[37] E. Jünger, zit. nach Günter Rohrmoser, Deutschlands Tragödie. Der geistige Weg in den Nationalsozialismus, Olzog 2002, S. 433.

[38] [gegen Kants „Optimismus“, sein „Verdikt über die Gefühle“ und die „Utopie“ reiner Vernunft]

[39] Horkheimer/Adorno a.a.O., (1944) S. 127 (auch 92/99/122,123). Insoweit folgten sie dem Marquis de Sade, Mandevilles „Bienenfabel“ und Nietzsches Frontalangriff gegen alles Mitleid – anstatt angesichts ihrer bestürzenden Diagnose zum Christentum zu finden.

[40] „Rational und wissenschaftlich gibt es kein Argument gegen die Folter“ (M. Horkheimer, nach Rohrmoser, S. 177).

[41] Wolfgang Stark im Interview bei seinem Schüler Charles M. Fleischhauer (2023), aufzufinden auf YouTube.

[42] Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil (1808). Studierzimmer, Mephistopheles zu Faust.

[43] Mainstreammedien berichten nur selten über elitäre Mißbrauchs-Netzwerke, z.B. DIE WELT, 08.03.2004, Kein Einzeltäter, Von Dirk Banse, Michael Behrendt: „Der in Belgien angeklagte Marc Dutroux ist Teil eines internationalen Pädophilen-Netzwerks. Die Ermittlungsakte 8257/01 von Staatsanwalt Michel Bourlet lässt keine anderen Schlüsse zu (…) Indizien für das Bestehen von Kinderschänderringen gibt es zahlreich. Aussagen von Tätern und Opfern sowie schockierende Fotos und Filme von missbrauchten, vergewaltigten und gefolterten Kindern. 20 CD-Roms mit solchem Material sind der Akte beigefügt.“; FAZ.net vom 19.12.2014: „SCOTLAND YARD ERMITTELT: Kindermord im Beisein „mächtiger Männer“? Scotland-Yard-Ermittler bezeichnen die Aussagen eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers als „glaubhaft“. Ranghohe Politiker, darunter ein Minister aus dem Thatcher-Kabinett, sollen vor Jahrzehnten einem Pädophilen-Ring angehört haben. Drei Jungen wurden womöglich getötet. – Schon länger wird der Verdacht genährt, dass ein Pädophilenring mit Verbindungen in hohe politische Kreise in den späten siebziger und achtziger Jahren Verbrechen an Kindern begangen hat. Langsam erreichen die Ermittlungen, die seit zwei Jahren laufen, eine neue Qualität. Am Donnerstag bestätigte Scotland Yard, dass im Zusammenhang mit den Missbrauchsermittlungen auch drei Morde an Jungen untersucht würden. Die Polizei rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf.“; Tagesspiegel.de, 19.12.2014: „Neue Details im Pädophilie-Skandal in Großbritannien: Die unglaubliche Verschwörung des Grauens, Das britische Establishment steht unter Generalverdacht, seit Jahrzehnten Pädophile gedeckt zu haben. Der „VIP“-Ring soll Kinder entführt und missbraucht haben. Ein neuer Zeuge spricht sogar von Morden.“ (https://www.tagesspiegel.de/politik/die-unglaubliche-verschworung-des-grauens-8470747.html)

[44] Überzeugend: Markus Widenmeyer, Moral ohne Gott, Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral, SCM 2022.

[45] http://cannibalclub.org/index.html (Abruf 04.09.2022)

[46] Habermas /Ratzinger, Dialektik der Säkularisierung, Über Vernunft und Religion, 2005, S. 53 – 58.

[47] C. S. Lewis, Die Abschaffung des Menschen (1943), S. 27.

[48] Ernst Wolfgang Böckenförde, Staat, Gesellschaft, Freiheit, Suhrkamp 1976, S. 42 ff.

[49] Hasso Hoffmann, Recht, Politik und Religion, JZ 2003, 377 ff., 383.

[50] Für Dietrich Schwanitz war die Reformation die „Hebamme der Moderne“ (Bildung, Goldmann 2002, S…)

[51] Wolfgang Gedeon, Christlich-europäische Leitkultur, Band I, S. 381 ff.

[52] Lutz E. von Padberg, Christianisierung im Mittelalter, WBG 2006, S. 161.

[53] Johann Braun, Einführung in die Rechtsphilosophie, S. 194/195.

[54] J. Braun, a.a.O., S. 196

[55] W. Pannenberg, Grundlagen der Ethik (1996), S. 14.

[56] Grundlegend: Stefan Huster, Die ethische Neutralität des Staates (2002), 2. Aufl. 2017, S. 29/30 und 200 ff. Konsequent in diesem Geiste die ´Richterin mit islam. Kopftuch´ einfordernd: Aqilah Sandhu, https://verfassungsblog.de/der-anschein-der-neutralitaet-als-schuetzenswertes-verfassungsgut/.

Aus republikanischer bzw. kantianischer Sicht verteidigt auch K. A. Schachtschneider die weltanschauliche Neutralität des Staates, u.a. mit Art. 136 I WRV (Die nationale Option, 2017), folgert aber gerade hieraus für den Islam verfassungsrechtliche „Grenzen der Religionsfreiheit“, v.a. bei der Religionsausübung i.S.v. Art. 4 II GG.

[57] Z.B. Art 140 GG i.V. m. Art. 137 I WRV – Verbot der Staatskirche

[58] Schulkreuz-Entscheidung (1995); BVerfGE 108, 282 f, 309 f. – Kopftuch I (2003); BVerfGE 138, 296 f./348 – Kopftuch II (2015); Huster a.a.O., Einl. S. XL.

[59] Art. 3 III und 33 III GG, Art 140 GG i.V.m. Art 136 I, II WRV i.V.m. Art. 4 GG.

[60] EGMR vom 18.03.2011 (Huster a.a.O., Einl. S. XXXIX).

[61] St. Huster a.a.O., S. 120; Arndt Uhle, Unser Lebenselixier, Faz.net 23.12.2015; Habermas a.a.O.

[62] K. Doehring, Wertekonflikte in Staat und Recht. Gegen díe feige Neutralität, JF, 8.02.2008, S. 18.

[63] Pannenberg, Christlicher Glaube und Gesellschaft, in: Ulrich Hommes (Hg.), Gesellschaft ohne Christentum? (1974), S. 109 ff.,/115 (zit. nach Huster a.a.O., S. 211, Fn 309).

[64] W. Pannenberg, Grundlagen der Ethik (1996), S. 140.

[65] Pannenberg, Diskussionsbeitrag, in: Peter Koslowski (Hg.), Die religiöse Dimension der Gesellschaft (1995), S. 111 ff. (zit,. nach Huster a.a.O., S. 211, Fn. 309).

[66] E. W. Böckenförde, FAZ-online, 22.04.2009 (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/ sachbuch/lukas-wick-islam-und-verfassungsstaat-religionsfreiheit-ist-kein-gottesgeschenk-1785872.html).

[67] Y. Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit (2013), Kap. über „Cyborgs“ u. „bionisches Leben“ (S. 493-497).

[68] Dean Koontz, dt. Ausgabe: „Mitternacht“ (1990).

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